con:sens (2022)
(mit:Sinn / mit:Sinnen)
(with:sense / with:senses)
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Die Weiterführung unserer bisherigen gesammelten Erfahrungen und veröffentlichten Gedanken zu Zeit, Information, Licht (#wasistwert) und Resonanz (#jahrderresonanz) als Substitute von Wert, bringt uns zu einer neuen Definition unseres gemeinsamen Schaffens. Abgeleitet aus dem lateinischen consensus, erweitern wir das Feld der Rezeption des Begriffs Konsens:
con:sens (mit Sinn, mit Sinnen)
Auf der Suche nach Resonanz befinden wir uns im ständigen Abgleich zwischen uns und unserer Umwelt. Wir sind stets bemüht um das richtige Verständnis eigener Ideen, Interpretationen persönlicher Handlungen und unserer Vorstellung von Prozessgestaltung. Wir finden Übereinkünfte, die uns helfen sollen aktuelle Geschehnisse einzuordnen, um uns selbst und unserer Wirkungskraft bewusst zu werden.
Zusätzlich führt die Verknappung von Zeit, unserer wertvollsten Währung, dazu Einigungsprozesse zuzulassen beziehungsweise Kompromisse zu schließen. Uns begleitet hierbei stets die Vorstellung eines scheinbar universell geltenden Konsens. Also eine angenommene Übereinstimmung von Meinungen, welche unsere Handlungen und die Bildung unseres Bewusstseins prägen. Möchte man jedoch die eigene Perspektive erweitern, lohnt es sich der Frage nachzugehen: Gibt es wirklich nur den Einen von uns definierten und geglaubten Konsens?
Gehen wir von der Individualität jeder einzelnen Person aus, so scheint es unvorstellbar, diese vielen Sichtweisen und Diversitäten zu vereinen. Trotzdem ist die Menschheit in der Lage, nicht nur Widersprüche zwischen uns und unserem Handeln festzustellen, sondern vor allem auch Gemeinsamkeiten zu finden. Wird diesem kollektiven Wert eine übergeordnete Rolle zugeschrieben, kann er dem puren Egoismus gegenüberstehen.
Es ist möglich in der Übereinkunft, sich gegenseitig verstanden gefühlt zu glauben; aus einer gemeinsamen Perspektive eine Einigung zu finden - eine Idee, die so klar wie auch unausgesprochen einen stummen / stillen Konsens bildet. Dieser ist jedoch durch unsere Individualität geprägt und führt wiederum unweigerlich zu Differenzen. Weshalb wir fortan von die Konsense (plur.) ausgehen.
Somit wird die Wandelbarkeit und Anomalie von Verständigung und Verständnis deutlich, welche sich ebenfalls in einem Prozess befinden. Sobald wir unsere Auslegungen verbalisieren und Schnittmengen definieren, können wir diese erfahrbar machen und materialisieren. Unser Bedürfnis als Kollektiv positive, kreative Handlungen zu fördern und Möglichkeiten des Diskurses auf allen Ebenen der Wahrnehmung (mit allen Sinnen) zu schaffen, drängt uns dazu den Fokus auf alle uns sichtbaren und erfahrbaren Optionen zu konzentrieren und wortwörtlich sinnvollen Raum zu öffnen. Wir verstehen es also als unsere künstlerische Aufgabe, Impulse in der größtmöglichen Vielfalt zuzulassen, zu provozieren, zu imitieren und mit Sinn zu versehen.
Mit:Sinnen wollen wir, sinnvoll reflektieren, hinterfragen, formen und erfahrbar machen.
Mit:Sinn wollen wir erfahren wie Konsense beschaffen sind.
Wir appellieren an die Vielfalt und Pluralität, denn con:sens, wie auch Resonanz, meint ein Vielfaches an sinnlicher Übereinstimmungen sowie Differenzen aus welchen wieder sinnstiftende Einigkeit geschöpft werden kann.
Es liegt an uns Räume zu schaffen und zu erhalten in denen es die Möglichkeiten gibt mit all unseren gegebenen Sinnen, stummen con:sens zu hinterfragen, auf die Probe zu stellen, Widersprüche aufzuzeigen und die co-Existenz dieser im kollektiven Handeln zu dokumentieren, zu vereinen und ihnen Wert beizumessen.
Text: Maxim M. Chubarov Kraszavin, Lavinia Moroff, Benjamin Weber, Marc Frey
OPEN CALL
Vom 01. bis 11.09.2022 findet die alljährliche experimentelle Auseinandersetzung des Kollektivs in der Galerie KUB statt und widmet sich der Frage: wie Substitute von WERT multisensitiv in dem uns zur Verfügung stehenden Raum erlebbar gemacht werden können? Wie sinnvolle und sinnliche Räume entstehen können?
Wir öffnen den Space für spontane Begegnungen unterschiedlichster künstlerischer Gewerke und möchten interessierte Künstler:innen, Performanceartists, Musiker:innen, Texter:innen und Konzeptkünstler:innen dazu einladen mit uns gemeinsam ein weiteres Mal in Resonanz zu treten. Meldet euch hierzu mit eurer Idee und Wunschslot innerhalb des Zeitraums via Mail an: post@wasistwert.info oder kommt einfach vorbei in der Galerie.
OPEN CALL
From 01.09. to 11.09.2022, our collective's annual experimental exploration will be taking place at Galerie KUB and is devoted to the question: how substitutes for WERT can be rendered tangible in a multisensory way using the space available to us.
We're going to open the space for spontaneous collaborations of different kinds of artistic processes and invte all interested artists, musicians, writers, authors and concept artists to get in touch with us and to resonate with each other.
Just let us know what's your idea and favorite timeslot via mail: post@wasistwert.info or come along at the galery.
Galerie KUB
Kantstr. 18
04275 Leipzig
2021
2020
con:sens (2022)
(mit:Sinn / mit:Sinnen)
(with:sense / with:senses)
Following on from the experience we have gathered so far and the thoughts we have published on time, information, light (#wasistwert) and resonance (#jahrderresonanz) as substitutes for value, we have arrived at a new definition for our collaborative work. We will be expanding on the concept of the Latin word consensus:
con:sens (with sense, with the senses)
In the search for resonance, we continuously reconcile ourselves with our environment. In this process, we find ourselves in a constant search for the correct understanding of our own ideas, interpretations of our individual actions and our ideas of process design. We seek conventions to help us frame current events or happenings in order to become aware of ourselves and the impact we have.
Moreover the scarcity of time, our most valuable currency, necessitates processes to reach agreement or compromise. By our side throughout these processes is a notion of perceived universal consensus. That is, a presumed consensus of opinion that informs our actions and the shaping of our consciousness. Yet if one wishes to broaden one's own perspective, it is worth asking the question: can we really define and believe in a single consensus?
If we start from the basis that each person is unique, it seems inconceivable to reconcile all of this diversity and the multitude of perspectives. In spite of this, humanity remains able to both identify contradictions between ourselves and our actions and, more importantly, to find common ground. When collective values are afforded an overriding role, they can provide a counterpoint to pure egoism.
What this allows is an agreement to feel mutually understood; to reach agreement from a shared perspective - an idea that forms a silent / tacit consensus that is as clear as it is unspoken. This, however, remains shaped by our individuality and in turn inevitably leads to differences. For this reason, we will henceforth refer to consensuses (plur.).
This emphasises the mutability and anomaly of understanding and comprehension, each of which exists as a process / in a process?. Once we verbalise our interpretations and identify commonalities, we can make them experiential and material. Our collective need to promote positive, creative action and create opportunities for discourse at all levels of perception (with all the senses) pushes us to focus on all the options we are able to see and experience, and to open up spaces that are literally meaningful / con:sensual?. We therefore see it as our artistic task to allow, provoke, imitate and give meaning to as diverse an array of stimuli as possible.
With:senses we want to reflect, question, shape and experience in a con:sensusal way.
With:sense we want to explore the nature of consensus.
We appeal to diversity and plurality, since con:sens, like resonance, implies a multiple of sensual agreements, alongside differences from which meaningful unity can once again emerge.
It is up to us to create and maintain spaces in which there are opportunities to question and probe silent con:sensuses with all our given senses, to point out contradictions and document their co-existence in collective action, to unite them and attach value to them.
Text: Maxim M. Chubarov Kraszavin, Lavinia Moroff, Benjamin Weber, Marc Frey
Translation: Jamie Bullers
ARTISTS & WORKS
Christoph Faulhaber 'para social' - Art, Installtaion
Clara Fall Performance
Florian Fraust Projection, Light
Lars Rummel Idea, Concept
Lavinia Moroff Concept, Production, Video
Marc Frey Installtion, Art, Light
Maxim M. Chubarov Kraszavin Idea, Concept, Documentation, Light
Tom Schauenburg (B.Rauschung / T. Schaui) Soundperformance
Rico a l'Arrache Mirrorart